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Openmoko Neo Freerunner GTA02 Mobiltelefon


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Openmoko Neo Freerunner GTA02

Das Openmoko Neo Freerunner GTA02 ist ein GSM-Mobiltelefon (vulgo: "Handy") auf Linux-Basis. Eigentlich ist es sogar mehr als das: Es ist ein "richtiger" Linux-Rechner mit einer Reihe von technischen Spielereien (z.B. einem GPS-Empfänger), die es zu einem nützlichen Begleiter abseits des Schreibtisches machen. Die Hardware wird von FIC in Taiwan gebaut, die Software ist (fast) komplett quelloffen. Ein Hackertraum. Das GTA02 ist deutlich grösser als ein "normales" Mobiltelefon (so etwa 6x12x2cm, BxHxT); die Form des Gehäuses erinnert an eine Tablette oder ein Stück Seife. Die Bedienung erfolgt fast komplett per Touchscreen (480x640) - es gibt nur zwei Tasten am Gehäuse (AUX und POWER), ausserdem Anschlüsse für eine GPS-Antenne (MMCX), Mini-USB (host- und device mode möglich) und Headset/Klinke (2,5mm Stereo+Mic). Wem das so nicht gefällt, kann sich (zumindest theoretisch) sein eigenes Gehäuse bauen (lassen); die nötigen Daten und Werkzeuge sind verfügbar. Weitere Einzelheiten vgl. Link-Liste unten.

Ich habe mein GTA02 seit August 2008. Seitdem habe ich viele Stunden an der Software herumgefrickelt, zigmal neue Images darauf-"geflasht", Pakete (de-)installert, an Konfigurationsdateien rumgebastelt und getestet. Das Führen eines Telefongesprächs mit dem GTA02 ist noch immer ein Abenteuer (Stand: Dezember 2008). Kommt die Verbindung zustande? Höre ich meine Gesprächspartnerin? Hört sie mich? Mit oder ohne Echo ("Daniel, ich höre mich selbst!")? Geht SMS? Wacht das GTA02 wieder aus dem Suspend auf? Wie lange hält der Akku diesmal? Und so weiter... Folglich schreibe ich nachfolgend keinen Artikel oder Blog, sondern einen Abenteuerroman in Form eines Tagebuchs. Abgesehen vom Spass am Romanschreiben soll mir diese Seite auch als Referenz, Merkzettel und Linkliste für mich selbst dienen - wenn also was irgendwie zusammenhanglos wirken sollte, befindet sich die fehlende Information noch in meinem Kopf ;-)

Aug-Dez 2008: Was bisher geschah
Mein GTA02 sollte meinen alten Palm Pilot als Zweithirn ersetzen. Ausserdem wollte ich nicht extra noch ein Mobiltelefon mit mir rumschleppen. Bei meinen diversen Mobiltelefonen hat mich auch immer geärgert, dass es schwierig war, unter Linux mit ihnen zu "reden" (z.B. eine Sicherungskopie der darauf befindlichen Daten zu machen oder das User-Interface nach meinen Vorstellungen zu ändern). Last but not least wollte ich einen empfangsstärkeren GPS-Empfänger als meinen alten Garmin GPS12. Supertoll wäre noch eine Kamera im Gerät gewesen, aber die hat das GTA02 nun mal nicht. Das Nachfolgemodell GTA03 soll dann mit einer Kamera ausgestattet sein.

Meine ersten Schritte:

  1. Die "Getting Started"-Anleitung lesen. Unsportlich, aber nötig, sonst hat man allerbeste Chancen, gleich mal den SIM/MicroSD-Kartenhalter oder die Plastik-Rückseite des Gehäuses kaputtzumachen.
  2. SIM- und MicroSD-Karte einbauen. Ich habe eine E-Plus Prepaid-Karte verwendet.
  3. Das GTA02 per USB-Kabel an einen Linux-Rechner anschliessen und mit dfu-util (vgl. Link-Liste) den aktuellen Kernel und das aktuelle Root-Filesystem (jffs2-Image) "flashen". Bei meinen ersten Versuchen war das Om2008.8. Ich habe das dfu-util-Binary von openmoko.org verwendet. Wer Bauchschmerzen hat, ein heruntergeladenes Binary mit root-Rechten auszuführen, kann dfu-util natürlich auch selbst bauen.
  4. Das GTA02 per USB-Kabel an einen Linux-Rechner anschliessen und USB-Networking konfigurieren. Ich habe für diesen Zweck ein kleines Skript geschrieben, das auf jeder Linux-Distribution laufen sollte (Vorsicht, das Skript ändert iptables-Regeln!).
  5. ssh -X -l root 192.168.0.202 und violà: So sieht ein Linux-Telefon von innen aus. Ein erstes Aha-Erlebnis: Einfach mal clock von der Kommandozeile aus starten. Dann ein export DISPLAY=:0.0 und nochmal clock (Blick aufs Telefon). Ja, da läuft ein X.
  6. Die werksseitig angebrachte Schutzfolie durch eine "richtige" Display-Schutzfolie ersetzen. Die Schutzfolie gerade und blasenfrei aufzubringen, ist eine hohe Kunst.
Hardware-Revision:
Ich habe ein GTA02 Rev.6 (/proc/cpuinfo). Das ist die Revision, bei der der "GPS-Hardwarebug" (Betrieb der MicroSD-Karte störte den GPS-Empfang) gefixt war (mittels eines eingelöteten Kondensators).

Paketverwaltung:
Das Format für Software-Pakete ist Opkg. Das gleichnamige Tool opkg ähnelt aptitude (Debian) bzw. rpm (RedHat, openSUSE, etc.). Die Konfigurationsdateien befinden sich im Verzeichnis /etc/opkg, der Cache in /var/lib/opkg. opkg ist ziemlich lahm und stur; manchmal muss man sogar den Cache löschen, damit es ein Paket installiert, von dem es meint, es gäbe ein anderes im Repository, das besser passt. Die aktuellen Paketlisten holt man mit opkg update in den Cache, Updates installiert man mit opkg upgrade. Als mehrfach gebranntes Kind schaue ich immer erstmal mit opkg -noaction upgrade, was es denn gerne installieren würde.

Distributionen, die ich ausprobiert habe:

  • Om2008.x, vormals "ASU" (zuletzt Om2008.9)
    Die "offizielle" Distribution. Die Images beinhalten nur das Allernötigste, man kann aber per opkg Pakete nachinstallieren. Die Telefonie-Applikationen sind X11-Ports der entsprechenden Software aus Qt Extended und sollen im kommenden Jahr durch "Paroli" abgelöst werden.
  • FDOM (zuletzt OM.200809_20081023)
    FDOM ist ein "aufgeblasenes" Om2008.x. Das Image enthält viel mehr Applikationen als Om2008.x, ist insgesamt polierter und einzelne Bugfixes sind bereits eingeflossen. Man kann aus den Paket-Repositories von openmoko.org ohne weiteres nachinstallieren.
  • FSO (zuletzt milestone4.1)
    FSO benutzt "so viel Quellcode wie möglich" von Om2008.x, implementiert aber eine neue Middleware, die künftig in Om2008.x einfliessen soll. Als Telefonie-Applikation dient das in Python geschriebene "Zhone", das lediglich den Anspruch erhebt, eine Demo-Applikation zu sein.
  • SHR (zuletzt 20081208)
    SHR basiert auf FSO und implementiert ein eigenes User-Interface auf Basis von GTK+. SHR hat bei mir erstaunlich gut funktioniert und wirkt als einzige Distribution halbwegs so "aufgeräumt" wie Qt Extended. Die bisher existierenden Telefonie-Applikationen sind aber noch sehr spartanisch.
  • Qt Extended, vormals Qtopia (zuletzt Version 4.4.2)
    Qt Extended hat eine graphische Oberfläche ohne X11, d.h. alle X11-Programme laufen nicht. Rein optisch ist Qt Extended stimmig und aus einem Guss. Das ist bei allen anderen Distributionen (noch) nicht der Fall, am ehesten vielleicht bei SHR. Dafür gibt es leider ein paar Bugs (z.B. beim Empfang von SMS).
Alle diese Distributionen (exkl. Qt Extended) sind unfertig (gemessen an dem, was ein "normales" Mobiltelefon der etwas gehobeneren Preisklasse heute so mitbringt) und haben (z.T. gravierende) Fehler (inkl. Qt Extended), insbesondere, was den Telefonie-Teil angeht. Allerdings erheben die meisten auch nicht den Anspruch, endbenutzertauglich zu sein.
Weitere Distributionen, die ich nicht ausprobiert habe: Debian, Gentoo, Android (seit November 2008) und Hackable:1 (seit Dezember 2008) (vgl. Link-Liste).

Sonstiges:
Ein Neu-"flashen" mittels dfu-util löscht das gesamte Root-Filesystem. Sichere Häfen sind die SIM-Karte (für Telefonnummern und ein paar SMS) und die MicroSD-Karte (kann bei Bedarf auch im GTA02 partitioniert und formatiert werden). Am Besten ist aber natürlich eine Datensicherung auf dem Linux-Rechner unter dem Schreibtisch, z.B. mittels rsync oder schlicht scp.
Welche Icons auf dem Desktop angezeigt werden und was beim Antippen gestartet wird, steht in den .desktop-Dateien in /usr/share/applications (ausser bei Qt Extended).

23 Dez 2008: Om2008.12
Am 19. Dezember 2008 erschien die neue, langersehnte Release Om2008.12. Das nervige Problem der "gedoppelten" (und verdrei- und vierfachten) SMS ist endlich gefixt. SMS-Versand und -Empfang funktioniert zuverlässig. Das ist schonmal eine echte Verbesserung. Die Contacts funktionieren inkl. SMS-Versand und Rufaufbau direkt aus der Applikation. Die Terminal-Tastatur gibt es wieder nur nach Umstellung des Enlightenment-Profils von "asu" nach "illume". Dadurch sieht die Benutzeroberfläche noch chaotischer aus, als ohnehin schon durch die Verwendung der Applikationen aus unterschiedlichen Distributionen. Zusätzlich muss man dann in den Enlightenment-Einstellungen noch was ändern, damit er nicht dauernd abstürzt. Aus irgendwelchen mysteriösen Gründen funktioniert omview r32 nicht; ich musste das ältere omview r15 installieren. Um Echo und Störgeräusche beim Telefonieren erträglich zu halten, waren auch wieder Änderungen an einem der ALSA state-files erforderlich. Booten geht deutlich schneller als zuvor und Suspend/Resume funktioniert einwandfrei.
Ärgerlich, aber nicht zu ändern: Wegen eines Patent-Trolls mussten auf openmoko.org alle Images und Pakete MPEG-frei gemacht werden, d.h. es gibt keinerlei Abspielmöglichkeit für MPEG-Video und -Audio - das schliesst leider auch MP3 mit ein.

Unterm Strich: Om2008.12 behalte ich erstmal. Mit meinen Änderungen (Merkzettel) funktioniert es für mich brauchbar. Ich habe mir eine grössere MicroSD-Karte gekauft (2GB kosten gerade mal noch 5 Euro) und werde im Januar bei Gelegenheit Hackable:1 darauf installieren. Dann bleibt mein Om2008.12 unangetastet und ich springe nicht gleich wieder ins kalte Wasser.

31 Dez 2008: Om2008.12 - Nachtrag: MPlayer/Pythm
Ein freundlicher Mensch hat ein wenig experimentiert und mit praktisch null Aufwand den MPlayer von Ångström auf Om2008.12 nachgerüstet. MP3s hören mit Pythm geht wieder. MP3-Klingeltöne gehen (noch) nicht wieder, vermutlich weil im Zuge der "Patent-Bereinigung" die entsprechende Qtopia-Library rausgeflogen ist. Da forsche ich nicht weiter nach, dat mutt nicht unbedingt.

15 Feb 2009: KFZ-Ladegerät
Um meinen Freerunner auch im Auto laden zu können (der Akku ist wegen des häufigen Ladens schon ziemlich ausgelutscht), habe ich (fast) blind ein Mini-USB KFZ-Ladegerät von Hama gekauft (Typ "088474"). Funktioniert. Lädt sogar ohne irgendwelches Zutun mit den maximal möglichen 1000 mA (statt den üblichen 500 mA). Kostenpunkt: 12 € im lokalen Warenhaus.

05 Apr 2009: Openmoko-testing
Mir war mal wieder nach Abenteuer und deshalb habe ich mein GTA02 mit der neuesten Release von Openmoko-testing (20. Jan 2009) "geflasht". Ich hatte vorher /home/root von meiner alten Installation gesichert und nach dem Neustart, dem Abarbeiten meiner Änderungsliste und einem opkg update/opkg upgrade (es gab und gibt bis jetzt keine Updates) betreibe ich mein GTA02 mittlerweile seit 2 Wochen mit dieser Release. Es gibt keine krassen Unterschiede zu Om2008.12, aber im Detail läuft alles etwas runder und stabiler. Mein Adressbuch und meine SMS habe ich auf die harte Tour wieder eingespielt: Login per SSH, alle Qtopia-Prozesse gekillt, /home/root/Applications vom Backup zurückkopiert und reboot. Schon seit Om2008.12 nervt mich die schicke, aber völlig unleserliche Analog-Uhr in der Toolbar (oder Top-Bar/Shelf oder Wie-auch-immer-das-heisst). Der Leidensdruck, selbst mit Edje rumzubasteln, war aber noch nicht gross genug. Freundlicherweise ist mir nun jemand zuvorgekommen.

05 Apr 2009: Zukunft des Openmoko-Projekts
Dass das Openmoko-Projekt in Schwierigkeiten steckt, ist nicht erst seit gestern bekannt (ein gelegentliches Mitlesen auf der Openmoko Community Mailingliste reicht für diese Erkenntnis aus). Der Verkauf der Hardware ist immer wieder nach hinten verschoben worden, die ersten Geräte hatten Hardware-Macken, die Hardware als solche (z.B. der Grafikchip) gilt mittlerweile als lahm. Ausserdem ist das ganze natürlich ein Minderheiten-Projekt (es sind gerade mal zehntausend GTA02 verkauft worden). Es sieht so aus, als gäbe es jetzt ernsthafte Konsequenzen. Also kein GTA03. Schade. Naja, wenigstens endet mein GTA02 nicht (wie meine anderen Mobiltelefone) als Briefbeschwerer - dafür kann es einfach zuviel.




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Anekdoten

  • Die Openmoko-Leute sind sich nicht zu schade, über sich selbst zu lachen.
  • Ich weiss nicht, wie oft mich Bekannte schon gefragt haben, warum ich mir das antue und nicht einfach ein GSM-Telefon kaufe, das funktioniert. Inzwischen quittiere ich das mit einem Grinsen und einem Schulterzucken. Längliche Erklärungen über offene Plattformen, offenen Quellcode und Eigene-Software-schreiben sind jedenfalls zwecklos und führen beim Gegenüber zu Grinsen und Schulterzucken.
  • So richtig herzlich (in mich hinein-) gelacht habe ich bei einer Bekannten, die die kurz über das Display huschenden Kernelmeldungen bei einem Suspend beobachtet hatte und mit den Worten kommentierte: "Das sieht mir sehr nach einem Virus aus." Windows-User olé.

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